Mittwoch, 26. März 2014 / Von Reinhold Tietz
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Die Gemeinde von Liedbegeisterten war doch so groß, dass in den Fürstensaal der Burg Wernberg Stühle hineingestellt werden mussten, um allen potenziellen Zuhörern die Möglichkeit zu geben, eine Musikfolge voller Abwechslungen und Überraschungen zu genießen.
Nora Lentner, Sopran, und Klara Hornig, Klavier, hatten für ihren Liederabend ein weitgefächertes Programm zusammengestellt, das sie nun mit Verve und begeisterndem Engagement vortrugen. Sie begannen mit sieben ausgewählten Schubert-Liedern, und es war vom ersten Moment an faszinierend, wie Gesang und Begleitung die Inhalte vermittelten.
So wurden alle Lieder mit einer Stimme, die sowohl weich als auch kräftig gestalten kann, in ihrem Wesen erfasst und glaubhaft vorgetragen. Die „Ariettas oubliées avec Paul Verlaine“ von Claude Debussy schlossen sich an und eröffneten eine andere Sangeswelt über ganz eigenwillige impressionistisch geprägte Klavierklänge.
Eine hochinteressante Begegnung mit Werken, die viel zu selten vorgetragen werden. So bleibt beispielsweise „Chevaux de bois“ ein einmaliges Erlebnis von Melodie über dauernder Bewegung. Auch die anderen fünf Lieder erwiesen sich als echte Charakterstücke. Nach der Pause erklangen zunächst „Vier Lieder für eine Singstimme und Klavier“ op 2 von Arnold Schönberg. Ein frühes Werk, zwar durchaus schon zuweilen frei klingend, aber noch nicht in atonaler Melodik. Über der festgefügten melodischen Klavierbegleitung schwebt der Gesang in inniger Stimmführung. Eine hinreißende Entdeckung! Schließlich eine Erstaufführung auf der Burg: „Ein oberpfälzischer Liederzyklus nach Margret Hölle“ von Helmut Burkhardt. Dieser hatte, wie der anwesende Komponist erwähnte, bislang nur eine Aufführung bei den Weidener Musiktagen. Tonmalerei prägt das erste Lied „Frei in der Luft“, Sprechgesang macht „Meine Sprache“ aus. Festigkeit im Glauben ertönt aus der „Kapelle im Oberpfälzer Jura“, Ehrerbietung wird „Sankt Johannes“ zuteil.
Wuchtig ist „Der Glaube meiner Mutter“; Kindheitserinnerung ruft „Unter dem Baum liegend“ hervor. Ein ganz anderes Thema zeigt „7. April 1945“ auf. Der Bombenangriff auf „meine Heimatstadt Neumarkt i. d. Opf.“ kann nur in schauerlichen Tonfolgen musikalisch dargestellt werden.
Eine weitere Reminiszenz an die Kindheit der Dichterin stellen „Frühe Gerüche“ dar, und dementsprechend zart sind die dazu komponierten Töne. Schließlich „Spitalgasse 13“, verträumt und fantasiereich „entzündet die Mutter am Tisch unser Licht“.
Damit endet der Liederzyklus, den beide Musikerinnen in gekonnter Manier vortrugen und damit zu Recht großen Beifall ernteten, an dem der Komponist natürlich großen Anteil hatte. Als Zugabe erklangen noch zwei Gershwin-Stücke mit voller, wohlklingender Stimme und differenzierter swingender Begleitung. Ein Abend voller genussreicher Entdeckungen ging damit zu Ende.
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Bilder: Kulturforum © Herbert Schuster